Es ist erstaunlich, dass die bestens austrainierten Radprofis von einem Moment zum nächsten völlig ihre Leistungsfähigkeit verlieren können und das Geheimnis ist die Unterzuckerung oder Hypoglykämie. Sie tritt auf, wenn man es verabsäumt hat, genug zu essen und Energie zuzuführen und dann bekommt man einen Hungerast.
Ein Hungerast ist eine einfach umschriebene Situation, in der der Körper keine Energie mehr vorfindet, die man für die Leistungsentwicklung verbrennen kann. Wer einen Hunger hat, kann keine Berge versetzen. Das weiß auch ein Hobbyfahrer und bei den Profis wirkt sich das noch viel stärker aus, weil der Unterschied zwischen Hungerast und kein Hungerast extrem stark ausgeprägt ist. Schon die besten Radfahrer wie Miguel Indurain oder Chris Froome haben mit einem Hungerast zu kämpfen gehabt.
Dann holt ein Helfer ein Gel und damit kann man die schlimmste Not vermeiden, aber in bester Form ist man trotzdem nicht und muss versuchen, sein Problem zu verbergen. Denn wenn die Konkurrenten mitbekommen, was los ist, greifen sie verstärkt an, um aus der gefährlichen Situation einen Vorteil herauszuholen. Es ist daher auch kein Zufall, dass der Hungerast sich vor allem im steilen Terrain von Bergetappen zeigt, denn hier verbrennt man die meiste Energie, da die Radprofis nicht nur lange Auffahrten zurücklegen, sondern auch steile und dies mit hohem Tempo. Wer seinen Körper nicht entsprechend vorbereitet hat, bekommt ein faustdickes Problem und im Extremfall kann man viele Minuten an nur einem Aufstieg verlieren.
Der Hungerast ist kein Thema, bis er da ist und dann ist es schon zu spät. Wer zu wenig gegessen hat, weiß es spätestens dann, wenn die Leistungskurve steil nach unten zeigt und man das Tempo der Konkurrenten nicht mehr mitgehen kann. Man wird müde, der Magen knurrt und man fühlt sich nicht wohl. Wenn dies am letzten Kilometer vor dem Pass passiert, ist das Problem noch überschaubar. Wenn dies aber passiert und man noch zehn Kilometer steil nach oben fahren muss, wird es kritisch für den sportlichen Erfolg.
Das Fiese am Hungerast ist auch, dass es kaum eine Ankündigung gibt. Von einem Moment auf den nächsten reagiert der Körper wie bei einem Motorschaden und man kann sich kaum mehr auf dem Rad halten. Da die Profis allesamt das schon einmal erlebt haben, können sie sehr souverän reagieren, aber kritisch ist die Situation auf jeden Fall. Reagiert die Konkurrenz, dann wird es wirklich kritisch.
Ganz fies ist die Geschichte mit dem Hungerast dann, wenn in einem Radrennen das Wetter nicht besonders fein ist. Angenommen es gibt eine Etappe bei der Tour de France mit 150 Kilometer und ein paar mittelschweren Bergen. Es schüttet vom Start weg und es ist kühl. Die Fahrer haben eine Regenjacke an und warten schon sehnsüchtig auf das Ziel. Sie müssen aber trotzdem genug essen, wollen aber eigentlich nicht, weil alles nur fies ist. Und sie müssen genug trinken. Wenn sie nichts essen und wenig trinken, können sie genauso ein Problem bekommen wie an heißen Tagen.
Bei Hitze ist es klar, dass man viel schwitzt und trinkt entsprechend, bei kühlen und nassen Tagen gibt es ohnehin den Regen von oben und die Falle schnappt zu. Deshalb fordern die Manager in den Begleitfahrzeugen immer wieder dazu auf, dass man rechtzeitig isst und trinkt, damit es keinen Hungerast und Energieverlust geben kann.
Rund um den Straßenradsport gibt es viele Begriffe, auch wegen der zahlreichen medialen Übertragungen. Das Attackieren als Angriff aus einer Gruppe oder dem Hauptfeld ist ein Beispiel dafür. Das kann zur Soloflucht führen, wobei man alleine gegen das Hauptfeld kaum eine Chance hat. Und wird man eingeholt, kommt es oft zum Durchreichen. Aber manchmal bekommt man die zweite Luft.
Rund um den Angriff gibt es weitere Bezeichnungen wie den Ausreissversuch oder auch das Wegfliegen und die Konterattacke als Revanche für einen Angriff. Am Horn ziehen ist auch ein Ausdruck dafür, dass man sich sehr um eine offensive Aktion bemüht. Im Wind fahren ist eine Umschreibung für die vordere Position, wodurch man mehr Kraft braucht. Das Gegenteil ist der Lutscher, der sich um die Mitarbeit wenig bemüht.
Weitere Situationen sind die Neutralisation am Beginn des Rennens oder bei besonderen Vorfällen (Wetter zum Beispiel) und Begriffe aus dem Zielbereich. Der Massensturz ist keine feine Sache und bringt oft schwere Verletzungen, das Foto-Finish ist hingegen die Jury-Entscheidung bei sehr knappen Ausgang. Auch nicht schön ist der Hungerast mitten im Rennen, wenn die Energie verlorengeht.
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