Beim Skispringen gibt es viele Rahmenbedingungen wie die Anlage der Schanze selbst, um überhaupt Skispringen zu können oder die Regeln rund um die Punktewertung, die Haltung und viele andere Details. Der Wind spielt eine Rolle, die Weltcupwertung ist für die Reihenfolge wichtig - aber wie läuft eigentlich so ein Sprung im Skispringen selbst ab?
Ungeachtet der Konkurrenzsituation und anderer Überlegungen wird ein Sprung im Skispringen immer gleich durchgeführt, sei es auf einer kleinen Trainingsschanze für den Nachwuchs oder für erste Versuche nach einer Verletzung oder auf der großen Flugschanze. Jeder Sprung hat im Grunde vier Phasen: die Anfahrt, der Absprung, die Flugphase und natürlich die Landung.
Der Sprung beginnt damit, dass man am Zitterbalken Platz nimmt und damit direkt die Schanze hinterblicken kann. Wenn es das Freizeichen durch die grüne Ampel gibt, stößt man sich vom Zitterbalken ab und geht in eine gebückte Haltung, um möglichst schnell möglichst große Geschwindigkeit zu erreichen. Man befindet sich im Anlauf, nutzt die vorbereiteten Spuren und steht möglichst zentral über dem Ski um eine stabile Lage zu bewahren.
In der nächsten Phase bereitet man sich auf den Absprung vor, wobei aus den Beinen gesprungen wird. Der Oberkörper und die seitlich angelehnten Arme sollten ihre Position nicht verändern. Die gebückte Haltung wird genutzt um aus dieser mit der Energie von Geschwindigkeit und Gefälle sich nach vorne zu katapultieren, sodass man in der freien Luft nach Verlassen der Schanze und des Schanzentisches als letzten Teil der Anlage mit dem Kopf voran und durchgestrecktem Körper zu Tale fliegen kann.
Damit ist man in der Flugphase angekommen. Die Beine werden so gespreizt, dass die Ski eine Haltung wie den Buchstaben V zeigen, also mit den Skienden eng beieinander, aber die Skispitzen weit voneinander gestreckt. Körper und Skistellung ergeben eine stabile Einheit, die möglichst durch einen Luftpolster getragen werden kann. Wenn die Flughöhe nicht mehr ausreicht, setzt man zur Landung an, die mit der bekannten Telemark-Schrittstellung erfolgen sollte. Dabei ist ein Knie gebeugt und die Arme zur Seite gestreckt. Letztlich wird bis zur vorgesehen Linie der Sprung fertiggefahren, was zum Begriff des Auslaufes führt.
Ob ein Sprung gelingt und man weiter als die Konkurrenz springen oder fliegen kann, hängt von vielen Bedingungen ab wie etwa den Wind. Manche Springen geraten zur Windlotterie, weil der Wind sich stets verändert zeigt. Zwar gibt es mit den Windpunkten nun Möglichkeiten, das zu kompensieren, aber bei sehr stark wechselnden Bedingungen ist das auch nur bedingt möglich.
Das Kriterium schlechthin ist aber der Absprung, also die Phase bei Erreichen des Schanzentisches und dem Verlassen der Schanze. Optimal ist der Absprung dann geglückt, wenn man den Druck beim Absprung mit den Beinen direkt dort ansetzt, wo sich das letzte Stück des Schanzentisches befindet. Und das führt zu zwei oft genannten Begriffen, nämlich "zu früh" und "zu spät".
Zu früh
Wenn ein Skispringer zu früh abspringt, nimmt er sich die Möglichkeit eines weiten Sprungs, weil er noch ein wenig mehr Geschwindigkeit aufbauen hätte können. Mit zu früh ist gemeint, dass man vor erreichen der Schanzenkante bereits abspringt und das kann zur Folge haben, dass man einige Meter zu kurz springt, da man nicht die optimale Geschwindigkeit ausnutzen konnte. Der Fehler passiert durchaus öfter, weil man Sorge hat, die Kante nicht genau zu treffen und man springt dann unabsichtlich früher los als nötig. Das ist bei Schanzen auch der Fall, die einen sehr langen Schanzentisch haben, was als ungewöhnlich empfunden wird. In Bischofshofen ist die Schanze zum Beispiel eine solche, bei der das Gefälle geringer, der Tisch dafür länger ist und man eher dazu neigt, zu früh abzuspringen.
Zu spät
Das Gegenteil ist zu spät, was dann der Fall ist, wenn man sich bereits in der Luft befindet und erst den eigentlichen Absprung abschließt. Da es optimal ist, sich vom Schanzentisch abzudrücken und die ganze Kraft und Energie umzusetzen, geht der Sprung sozusagen ins Leere, weil der Schanzentisch ist nicht mehr da. Damit verliert man viel der Energie, erreicht eine geringere Höhe und die gesamte Flugkurve wird niedriger als gewünscht. Ergo ist der Sprung häufig zu kurz ausgefallen.
Ein weiteres Kriterium ist auch, wie man die Flugkurve anlegt. Nicht so gut ist es, einen sehr hohen Luftstand nach dem Absprung zu erreichen, denn je höher man springt, umso anfälliger wird man für Wind und Wetter und verliert so viel Geschwindigkeit. Besser ist es, direkt nach vorne und weniger hoch zu springen und parallel zum Aufsprunghügel nach unten zu gleiten. Eine sehr flache Flugkurve ist auch möglich, aber nicht mehr konkurrenzfähig. Leute wie ein Andreas Widhölzl "schlichen" fast über den Schanzentisch, gewannen kaum an Höhe, aber gleiteten in einer sehr flachen Kurve sehr weit nach unten.
Durch Umstellungen beim Material, der Skilänge und auch Regeln für das Körpergewicht sind solche flachen Flüge kaum mehr konkurrenzfähig und daher wird eine mittlere Variante als optimal angesehen.
Die Landung im Skispringen hat mit der Telemark-Landung zu erfolgen. Benannt wurde diese Landung nach der Provinz deshalb, weil sie dort das erste Mal vorgeführt wurde und sie sieht so aus, dass man beim Landen als Skispringer einen Ausfallschritt macht und ein Knie tiefer beugt, während man die Arme seitlich ausstreckt. Hat man die Ski in der Luft schön symmetrisch geführt und die Landung entsprechend gestaltet, dann darf man sich einer guten Benotung sicher sein, die den Erfolg im Skispringen ausmacht. Die Punkte aus der Haltung werden mit den Weitenpunkten kombiniert, sodass man mit einer schönen Landung den einen oder anderen fehlenden Meter etwas kompensieren kann. Aber das gilt nur bei ähnlichen Weiten.
Die Sache hinkt allerdings etwas, weil auch die Weite beurteilt wird. Die schönste Landung bringt nichts, wenn man 110 Meter weit springt, während die Konkurrenten 130 Meter weit springen. Zwar wird man ganz gute Noten bekommen, aber zum einen fehlen die Meterpunkte, um erfolgreich sein zu können, zum anderen würde man noch bessere Noten erhalten, wenn man weiter gesprungen wäre.
Führt man den Telemark aber bei der Landung gar nicht aus, dann gibt es massive Punktabzüge und das gilt für die Landung bei jeder Weite. Manchmal können die Skispringer aber gar nicht anders als eine sogenannte "Kacherllandung" zu zeigen, weil sie so weit gesprungen sind, dass die Telemark-Landung riskant wird. Das ist vor allem dann auch der Fall, wenn man einen sehr hohen Luftstand hat. Bei starken Sprüngen oder auch sehr günstigen Windbedingungen fliegt man zwar weit, kommt aber in einen Bereich, wo der Druck beim Landen auf den Körper sehr groß wird. Die Stabilität für eine schöne Landung ist dann kaum mehr gegeben.
Themenseiten
Rund um den Ball
Fußball
Golfsport
Tennis
Ballsportarten
Sommer und Winter
Wintersport
Wassersport
Motorsport
Ausdauersport
Radsport
Leichtathletik
Lauftraining
Training
und noch mehr...
Weitere Sportarten
Sportstorys
Olympia
Olympische Spiele