Pferderennen und die Krise der Lebenshaltungskosten
Energiekrise betrifft auch Pferdesport voll
Wetten auf die Gees, Wetten auf einen Spitzenreiter - wie auch immer Sie es nennen, Wetten auf Pferderennen sind im Vereinigten Königreich eine Sache des Nationalstolzes, denn jedes Jahr werden über 4 Milliarden Pfund für Wetten ausgegeben. Die Faszination des Vereinigten Königreichs für Wetten auf Pferderennen soll bereits im 16. Jahrhundert während der Herrschaft von König Jakob I. begonnen haben, doch im Jahr 2022 beginnt die Krone der Pferderennen zu stürzen.
Ein Nicht-Läufer
Eine im Juli 2022 durchgeführte Umfrage ergab, dass über 50 % der Wettenden im Vereinigten Königreich aufgrund der aktuellen Lebenshaltungskostenkrise keine Pferderennen mehr besuchen. Letztes Jahr um diese Zeit geriet das Vereinigte Königreich in eine Lebenskostenkrise, als die Preise für Haushaltsgegenstände wie Kraftstoff, Energie und Lebensmittel in die Höhe schnellten. Im Jahr 2021 stiegen die Lebenshaltungskosten im Vereinigten Königreich um schwindelerregende 5,1 %, so dass viele Menschen Mühe hatten, sich grundlegende Dinge zu leisten. Da für 2022 kein Ende der Krise in Sicht ist, verzichten viele Einwohner des Vereinigten Königreichs auf Gaumenfreuden und kleinen Luxus, um ihr Budget zu schonen, und für einige bedeutet das auch, dass sie ihre regelmäßigen Pferdewetten aufgeben müssen.
Die Krise hat nicht nur die Wettbranche getroffen, sondern auch die Pferderennbranche insgesamt, da immer weniger Menschen Pferderennen besuchen. Im Februar dieses Jahres wurde bekannt gegeben, dass Königin Elisabeth nicht am berühmten Pferderennen Royal Ascot teilnehmen würde - und anscheinend war sie nicht die Einzige. Die Besucherzahlen für Ascot und andere ähnliche Veranstaltungen waren deutlich niedriger als vor der Pandemie.
Dies könnte zwar zum Teil auf die anhaltende Angst vor COVID-19 zurückzuführen sein, aber der Hauptgrund ist zweifellos die Lebenshaltungskosten Krise. Viele gaben an, dass allein die Treibstoffkosten sie davon abhalten, dieses Jahr nach Ascot zu fahren, während andere sagten, dass sie sich die Eintrittskarten (65 £ unter der Woche und 75 £ am Wochenende) nicht leisten können. Die prestigeträchtige Veranstaltung ist auch mit anderen Kosten verbunden, z. B. für Erfrischungen, deren Preise deutlich über dem Durchschnitt liegen.
Natürlich summieren sich all diese Kosten, doch eine der wichtigsten Ausgaben der Royal Ascot-Gäste ist das Wetten auf die Rennen. Die Besucher von Ascot geben insgesamt 171.000 Pfund pro Rennen aus, wobei die einzelnen Wetten von einem Fünfer bis zu Tausenden von Pfund reichen, und für viele ist dies inzwischen ein Luxus, den sie sich einfach nicht mehr leisten können. Auch diejenigen, die normalerweise in einem Wettbüro oder online casino auf Pferderennen wetten würden, geben aufgrund der derzeitigen Lebenshaltungskosten Krise weniger aus.
Schlechte Nachrichten für Goodwood
Während wir uns auf das Qatar Goodwood Festival in Chichester zubewegen, befürchten einige der Hauptakteure in der Pferderennbranche, dass sich an der Veranstaltung nichts ändern wird, da der Kartenvorverkauf weiterhin niedrig ist. Die fünftägige Veranstaltung, die für ihren "entspannten Chic" bekannt ist, zieht normalerweise rund 210 000 Besucher an, doch die Organisatoren erwarten in diesem Jahr nicht einmal annähernd diese Zahl.
Als ob die Pferderennbranche nicht schon genug zu tun hätte, könnten die aktuellen Probleme sogar zu einem Mangel an Pferden führen, die an den Rennen teilnehmen. Ein Sprecher der British Horse Society sagte: "Die große finanzielle Verpflichtung, die der Besitz eines Pferdes mit sich bringt, hat sich in den letzten Monaten noch vergrößert, und die steigenden Lebenshaltungskosten in Verbindung mit den anhaltenden Auswirkungen der Pandemie könnten den Ausschlag dafür geben, dass die Besitzer ihre Pferde nicht halten können. Es ist von entscheidender Bedeutung, vorausschauend zu handeln und den Haushalt so effektiv wie möglich zu gestalten, ohne die Gesundheit und das Wohlergehen der Pferde zu gefährden.
Diese düstere Aussage zeigt, dass sich die Lebenshaltungskosten Krise auf die gesamte Branche auswirkt, von der IT Branche bis hin zu den Pferden selbst. In der Tat ist die Branche sogar von Faktoren wie den steigenden Kosten für Heu und Futter für die Pferde betroffen. Wie so ziemlich jeder andere Sektor hat auch die Landwirtschaft im Vereinigten Königreich in den letzten Jahren Einbußen hinnehmen müssen.
Angefangen mit dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union im Januar 2020 über die COVID-19-Pandemie bis hin zur aktuellen Lebenshaltungskosten-Krise haben die meisten britischen Landwirte ums Überleben gekämpft. In vielen Fällen wurden die Landwirte vor eine einfache, aber unangenehme Wahl gestellt: Entweder sie erhöhen die Preise um einen hohen Betrag oder sie geben den Betrieb auf - was oft den Verlust eines Hofes bedeutet, der sich seit Jahrhunderten in Familienbesitz befindet. Für Pferdebesitzer hat dies dazu geführt, dass die Preise für Heu und andere Pferdepflegeprodukte schnell außer Kontrolle geraten sind.
Die letzte Strecke
Von Großereignissen wie dem Grand National und Royal Ascot bis hin zu bescheidenen Veranstaltungen wie Carlisle - Pferderennen sind eine nationale Institution, die seit Jahrhunderten beliebt ist und im Laufe ihrer Geschichte Milliarden von Pfund an Wetteinsätzen eingebracht hat. Kein Wunder also, dass sich einige Sorgen machen, dass die dreifache Pandemie, der Brexit und die Lebenshaltungskosten Krise weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Pferderenn- und IT- Branche haben könnten.
Der einzige Lichtblick ist das Internet. Obwohl 72 % der Pferderennsport Fans angeben, dass sie es vorziehen, ihre Wetten vor Ort bei einer Veranstaltung zu platzieren, kann es sein, dass sie ihre Gewohnheiten ändern müssen. In den letzten Jahren hat die Zahl der Online-Wetten und -Glücksspiele erheblich zugenommen, und es ist durchaus möglich, dass sich die Pferderennsport Fans, wenn sich die Lage beruhigt, dafür entscheiden, ihre Wetten online zu platzieren, um ihrer Leidenschaft nachzugehen und gleichzeitig Kosten zu sparen.
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