Bei der Leichtathletik steht das Laufen ständig im Mittelpunkt. Der Sprint über 100 Meter ist bei Frauen und Männern spektakulär, jener der Männer steht medial meist im Mittelpunkt. Auch die anderen Laufstrecken bis zum Marathon sind oft genannt, das Gehen hingegen spielt abseits der großen Veranstaltungen eine untergeordnete Rolle. Dabei ist das ziemlich unfair, denn es ist nicht einfach, sehr schnell zu gehen und das über eine lange Strecke - doch genau darum geht es bei den Wettkämpfen im Gehen der Leichtathletik.
Wie kam es überhaupt zu der Idee, neben dem Laufen auch Wettbewerbe einzuführen, bei denen man gehend die Bestzeit erreichen möchte? Der Ursprung wird im 12. Jahrhundert angenommen, denn damals waren die hohen Damen und Herren mit der Kutsche unterwegs, während ihre Diener zu Fuß Schritt halten mussten. Sie gingen teilweise, teilweise sehr schnell und teilweise liefen sie ein moderates Tempo, um immer auf Höhe der Kutsche und damit einsatzbereit für die Obrigkeiten zu bleiben. Diese Geschichten wurden überliefert und vermutlich im 18. Jahrhundert wurden die ersten sportlichen Wettbewerbe im schnellen Gehen durchgeführt.
Tatsache ist, dass es 1866 die ersten Bewerbe über sieben Meilen gab, bei den vierten olympischen Sommerspielen 1908 wurde das Gehen in das Programm aufgenommen. Damals gab es noch die Strecke über 3.500 Meter und über zehn Meilen. Daraus wurden 1912 die 10 Kilometer und die Kurzstrecke wurde gestrichen. Die Strecke über 20 Kilometer galt ab 1956 - natürlich alles für die Männer. Die Frauen hatten 1992 in Barcelona mit 10 Kilometer die ersten Bewerbe, daraus wurde 2000 der Bewerb über 20 Kilometer.
Heute wird das Gehen in der Leichtathletik über 20 und 50 Kilometer ausgetragen, wobei bis 2017 50 Kilometer den Männern vorbehalten blieb. Bis 2017 deshalb, weil bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in London erstmals auch die Frauen über 50 Kilometer an den Start gehen durften - und man nahm den Bewerb über 50 km sogar gemeinsam in Angriff.
Die Aufgabenstellung besteht darin, entsprechend der vorgeschriebenen Technik die Strecke von 20 oder 50 Kilometer möglichst schnell zu überwinden. Die Technik besteht dabei aus vier Phasen.
In der ersten Phase wird Entspannung genannt und zeichnet sich dadurch aus, dass der Oberkörper gerade gehalten wird und man versucht sich zu entspannen. Die Phase klingt nicht wichtig, aber in dieser findet man seine Körpermitte und stabilisiert damit das Gleichgewicht, was gerade über lange Strecken wichtig ist.
In der zweiten Phase, die man Schub nennt, drückt sich der Sportler vom hinteren Bein ab und streckt das andere Bein nach vorne. Dabei schwingt er die Hüfte, wodurch es zu dieser seltsam aussehenden Hüftdrehung kommt. Dieser Bewegungsablauf ist geradezu typisch für einen Gehbewerb. Unterstützt wird der Schritt durch die Armbewegungen, wodurch der Körper lange Schritte durchzuführen imstande ist. Außerdem helfen die Armbewegungen durch das seitliche Schwingen auch dabei, den Rhythmus und das Gleichgewicht zu halten.
Wichtig ist die dritte Phase, denn bevor das hintere Bein den nächsten Schritt einleiten kann, muss das vordere komplett den Boden berühren. Andernfalls hat man einen technischen Fehler begangen. Es gilt also, beide Füße auf dem Boden zu haben, egal, wie schnell man gehen möchte oder wie müde man schon ist.
Die letzte Phase ist das Ziehen, wodurch auf Basis der Oberschenkelmuskulatur das hintere Bein nachgezogen wird. Der Körperschwerpunkt bewegt sich wieder zur Mitte, um mit Phase 1 die nächste Bewegung ausführen zu können.
Diese Technik ist vorgegeben und ein Fehler wird mit einer Gelben Karte bestraft. Beim Gehen ist es so, dass man im Leichtathletikstadion die ersten Runden dreht und dann ähnlich dem Marathonlauf außerhalb des Stadions die lange Strecke zurücklegt, ehe man im Stadion das Ziel erreicht. Entlang der Strecke gibt es den Hauptschiedsrichter und sechs bis neun Schiedsrichter. Diese haben die Aufgabe, die Geher oder Geherinnen genau zu beobachten und die Einhaltung der Technik sicherzustellen. Fällt ein Fehler auf, wird man mit der Gelben Karte verwarnt. Bei der zweiten Verwarnung kann man einen Teilnehmer für die Disqualifikation vorschlagen, was aber noch nicht heißt, dass man auch aus dem Bewerb genommen wird, aber es wäre möglich.
Bei drei Verwarnungen ist das Rennen vorbei. Das passiert meist, wenn man nicht genau die Technik umsetzt und das ist meist der Fall, wenn man müde wird, die Kraft nachlässt und damit auch die Konzentration.
Männer sind in der Lage, die 50 Kilometer in 3:30 Stunden zurückzulegen, die Frauen haben eine Zeit knapp über vier Stunden bereits erreicht. Das heißt, dass Männer je nach Streckenlänge 14 bis 15 km/h erreichen können. Jeder, der schon einmal mit forschem Schritt 6 bis 7 km/h gegangen ist, kann abschätzen, was das bedeutet. Und die Teilnehmer der professionellen Bewerbe ziehen diese Geschwindigkeit bis zu 50 Kilometer lang durch!
In der Leichtathletik gibt verschiedene Gruppen von Bewerbe wie etwa den Sprint beim Laufen von 100 bis 400 Meter oder die Sprungbewerbe oder die langen Strecken beim Laufen bis 10.000 Meter. Und es gibt auch Bewerbe, die für sich stehen. Das gilt etwa für den Hindernislauf, der mit drei Kilometer Strecke auch eine gewisse Länge hat, aber ganz anders zu laufen ist.
Auch die Gehen-Wettbewerbe stehen für sich, wobei es zwei Streckenlängen gibt. Gleiches gilt für die Hürdenläufe und auch für den Mehrkampf, den es als Siebenkampf für die Frauen und als Zehnkampf für die Männer gibt.
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