Im Fußball sprechen Experten immer wieder von einem Heimvorteil. Mit dem Heimvorteil ist gemeint, dass die Mannschaft, die in ihrem eigenen Stadion spielt, einen Vorteil besitzt und somit größere Chancen auf den Sieg hat. Seit Corona zeigen bereits erste Studien, dass der Heimvorteil leidet, wenn keine Fans im Stadion sind. Daher stellt sich die Frage: gibt es den Heimvorteil wirklich?
Abbildung 1: Gibt es im Fußball wirklich einen Heimvorteil und wenn ja, wie wirkt sich dieser aus? Bildquelle: @ Emilio Garcia / Unsplash.com
Im Großen und Ganzen stellt sich vielen Fußballfans immer wieder die Frage, ob es den so oft zitierten Heimvorteil wirklich gibt. Sprich: gewinnen Mannschaften häufiger, wenn sie im eigenen Stadion spielen? Die Antwort auf diese Frage lässt sich am besten an der ewigen Heim- und Auswärtstabelle der Bundesligageschichte ablesen. Denn nur, wenn man sich die Statistiken über einen möglichst langen Zeitraum vor Augen führt, lassen sich daraus belegbare Schlüsse ziehen.
Die kurze Antwort auf die Frage lautet: Ja, es gibt einen Heimvorteil!
Wir machen es mal am Beispiel des FC Bayern München fest. Insgesamt liegt der FC Bayern bei weit über 3700 Punkten in der Bundesligageschichte. Während der FCB davon rund 2200 Punkte zu Hause einfuhr, waren es bei Auswärtsspielen lediglich rund 1500 – eine Differenz also von satten 700 Punkten.
Viel interessanter wird die Statistik aber, wenn es um Teams geht, die noch viel mehr als die finanzstarken Bayern auf den Heimvorteil angewiesen sind.
Ein perfektes Beispiel hierfür ist der 1.FC Kaiserslautern. Mittlerweile spielen die Pfälzer in der 3. Liga, dennoch galt der Betzenberg über Jahrzehnte als gefürchtetes Stadion für die Gegner des FCK. Und dies macht sich auch in der ewigen Bundesligatabelle bemerkbar.
Punkte gesamt: 2097
Punkte Heim: 1454
Punkte Auswärts: 643
Die Roten Teufel erspielten also mehr als doppelt so viele Punkte im heimischen Stadion als auswärts.
Auch die Wettanbieter haben den Heimvorteil daher immer genau im Auge. Denn die Quoten werden oftmals auch anhand solcher Statistiken errechnet. Ist eine Mannschaft heimstark, sinkt die Quote auf einen Sieg bei Heimspielen. Bei einer heimschwachen Mannschaft steigt die Quote entsprechend. Wer sich dafür interessiert, sollte sich vor einer Wette jedoch immer die einzelnen Anbieter anschauen. Portale wie Wettformat bieten einen guten Überblick.
Da stellt sich die Frage, welche Umstände genau zu dieser Diskrepanz zwischen der Punkteausbeute zu Hause und auswärts führen. Folgende Gründe kann dies haben:
Gewohnheit: Der Mensch ist ja bekanntlich ein Gewohnheitstier. Während eine Mannschaft in einer Saison die Hälfte aller Spiele in ein und demselben Stadion austrägt, nämlich zu Hause, spielen die Teams nur jeweils einmal in jedem anderen Stadion. Hier ist es daher kein Wunder, dass die Heimmannschaft an das eigene Stadion, die Umgebung und den Platz gewöhnt ist.
Die Fans: Welche enorme Rolle die Fans hierbei spielen, zeigt sich in neuesten Studien zum Heimvorteil. Nach Beginn der Corona-Pandemie folgte eine lange Zeit, in der alle Spiele ohne Zuschauer ausgetragen wurden. Mittlerweile dürfen mancherorts wieder ein paar tausend mit dabei sein. Vor der Corona-Pandemie lag die Siegquote für Heimmannschaften bei rund 45 Prozent aller Spiele in der Bundesliga. In der Zeit der Geisterspiele wurden hingegen lediglich knapp über 20 Prozent der Partien von Heimmannschaften gewonnen. Ein Einbruch von über der Hälfte also.
Weitere Gründe: Darüber hinaus gibt es auch noch andere Gründe, die dazu führen, dass eine Mannschaft heimstark sein kann. Auch das Stadion und die damit verbundene Art und Weise des Supports der Fans kann starken Einfluss auf den Heimvorteil nehmen.
Es existieren also tatsächlich einige nachvollziehbare Gründe, warum Fußballmannschaften zu Hause nicht selten bessere Ergebnisse einfahren als auswärts. Dies gilt zwar nicht für jedes einzelne Spiel, aber in der Durchschnittsbetrachtung lässt sich der Effekt in vielen Fällen nicht leugnen.
Gerade für Fans ist es zudem interessant zu wissen, ob auch das Stadion einen gewissen Einfluss auf die Heimstärke bzw. den Heimvorteil nimmt. Und dieser Fakt lässt sich nicht verneinen. Das zeigen ganz klare Statistiken.
Besonders enge Stadien, bei denen die Fans nah am Spielfeldrand sitzen oder stehen und somit für eine besonders hitzige Atmosphäre sorgen können, landen in der Statistik des Heimvorteils weit oben.
So landen Teams wie Borussia Mönchengladbach (Platz 1), der 1.FC Köln (Platz 5) oder der 1.FC Kaiserslautern (Platz 6) weit vorne in der Statistik des Heimvorteils. Hertha BSC (Platz 14) oder Bayer 04 Leverkusen (Platz 19) landen mit ihren weitläufigen Arenen hingegen sehr weit hinten in dieser Statistik.
Dennoch gilt auch hier: Ausnahmen bestätigen die Regel. Denn das Stadion kann noch so eng sein, die Fans noch so euphorisch – aber, wenn die Qualität einer Mannschaft nicht stimmt, wird sie auch zu Hause verlieren.
Daher zählt in dieser Statistik vor allem der Blick auf einen langen Zeitraum. Kurzfristige Statistiken sind hingegen viel zu stark abhängig von der individuellen Qualität der Spieler auf dem Rasen.
Abbildung 2: Auch das Stadion spielt beim Heimvorteil eine nicht zu unterschätzende Rolle. Die Unterstützung der Fans kann durchaus einen psychologischen Effekt haben. Bildquelle: @ Thomas Serer / Unsplash.com
Letztlich ist es eine Mischung aus mehreren Komponenten, die dafür sorgt, dass der Heimvorteil entsteht. Fans, die für ihre Lautstärke bekannt sind, setzen sich bei der Gastmannschaft schon vor dem Anpfiff fest. Enge Stadien heizen die Atmosphäre noch weiter auf. Die Gewohnheit und ein damit einhergehendes Gefühl des Wohlfühlens sorgen letztlich ebenfalls für erfolgreichere Auftritte im heimischen Stadion.
Wichtig ist am Ende jedoch vor allem eines: Es gibt den Heimvorteil. Dies belegt ganz klar die Zeit der Geisterspiele während der Coronazeit. Nicht umsonst fiebern die Fans aller Bundesligisten darauf hin, dass der Normalzustand in den Stadien wieder einkehrt – auch, wenn dies wohl eine Weile dauern wird.
Rund um die vielen Fußballfans sind auch zahlreiche Begriffe entstanden. Der Fan ist schon einmal der Ausgangspunkt, im deutschen Sprachgebrauch auch als Anhänger oder Fußballanhänger umschrieben. Intensive Fans bemühen sich um ihre Vereine besonders und werden dann als Ultras bezeichnet, die man nicht mit den gewaltbereiten Hooligans verwechseln darf. Solche Akteure können Verein und Nationalmannschaft viel Geld kosten, wenn es etwa zur Strafe zu einem Geisterspiel kommt.
Es geht aber auch viel positiver. Das Heimpublikum wird oft als zwölfter Mann beschrieben, weil es die Heimmannschaft lautstark unterstützt. Man spricht auch gerne vom Heimvorteil. Und nach dem Spiel wird gefeiert, was man auch als dritte Halbzeit kennt. Daraus leitete sich auch der Begriff der Fankultur ab.
Beeindruckend ist die Wechselwirkung. Am Beispiel der Fußballeuropameisterschaft oder EURO erkennt man, dass oft mehr über die tausenden Fans einer Nationalmannschaft berichtet wird, als über die Fußballspiele selbst, umgekehrt kaufen diese viele Fanartikel und sorgen für Umsatz bei Gastronomie und Hotellerie sowie natürlich für Stimmung im Stadion.
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