Es gibt Mannschaften, die den Fußball sehr offensiv auslegen und solche, die sehr vorsichtig und defensiv agieren. Und dann gibt es die Italiener. Das stimmt so natürlich nicht ganz, aber in Italien ist das Catenaccio zum System erkoren worden, wobei Catenaccio ein italienischer Begriff ist, den man mit dicker Kette oder Riegel übersetzen könnte.
Catenaccio ist die Umschreibung für eine sehr defensive Spielweise, die in erster Linie darauf ausgerichtet ist, kein Tor zu erhalten. Dass man vielleicht selbst kein Tor erzielen kann, ist nicht so wichtig, aber der Gegner soll möglichst keinen Treffer schießen können. Um dies auch wirklich umsetzen zu können, braucht es einen Abwehrriegel und somit wird weniger in offensive Spieler investiert und vielmehr spielen die vier Verteidiger beim klassischen 4-4-2 ausgesprochen vorsichtig und defensiv und dazu gibt es zwei Sechser, die ebenfalls sich weniger um den Spielaufbau als um das Zerstören des Spiels des Gegners kümmern.
Damit stehen sechs der zehn Feldspieler als Abwehrakteure auf dem Platz und der Raum wird sehr eng gestaltet. Die gegnerische Mannschaft hat nun zwei Optionen: entweder sie greift mit allem an, was sie hat oder sie passt sich dem Spiel an und wartet mit Geduld, ob sich doch irgendwo eine Lücke finden lässt. Bei der zweiten Variante wird man aber sehr viel Geduld brauchen und deshalb sind viele Meisterschaftsspiele in der Serie A, der höchsten Spielklasse in Italien, mit dem Ergebnis 0:0 ausgezeichnet. Torreiche Partien gibt es auch, aber die sind selten. Wenn in Italien auf Offensive umgeschaltet wird, kann es aber auch schon so verrückte Ergebnisse wie 4:4 geben - doch erwarten darf man solche Torfestivals nicht.
Die Alternative ist der erste Weg, nämlich das Angreifen einer so defensiv eingestellten Mannschaft. Dazu braucht man spielstarke Leute, die gut kombinieren können. Mit schnellem Passspiel und guten Kombinationsfußball kann man auch so ein Abwehrbollwerk überspielen und vor allem überraschen. Das Catenaccio ist nicht nur eine italienische Angelegenheit, doch in Italien wurde das System zur Kunst erhoben. Andere Vereine anderer Länder haben das System übernommen, aber nirgends so konsequent wie in Italien.
Der Fußball ist ständig in Bewegung und das gilt auch für die Taktik. Mit der alten 3-5-2-Variante konnte man mit defensiver Einstellung eine angriffslustige Mannschaft durchaus in Schach halten. Aber mit der Viererkette wurde das System geändert und die Mannschaften agieren kettenartig, auch im Mittelfeld. Rücken die Außenverteidiger vor, hat man es auf einmal mit sechs Mittelfeldspielern zu tun und die können nach Lust und Liebe kombinieren, wodurch das statische Verteidigen schwer bis unmöglich wird. Daher fallen trotz all der Erkenntnisse rund um die Taktik doch viele Tore, zum Teil sogar mehr als früher.
Nicht wenige Spiele bei der Fußballweltmeisterschaft sind 1:0 ausgegangen, weil die Taktik überwog. Das ist auch heute so, aber heute gibt es auch 4:2-Spiele oder wie Deutschland gegen Brasilien im Halbfinale ausgerechnet in Brasilien 7:1 für die deutsche Mannschaft. Das Beispiel ist vielleicht nicht ganz glücklich, weil beide Mannschaften üblicherweise sehr offensiv spielen, aber es zeigt, dass trotz moderner Taktik auch viele Tore fallen können.
Ein wenig Vorsicht ist schon angebracht. Denn natürlich gibt es in Italien viele torarme Spiele, aber das Catenaccio zielt auf mehr ab, nämlich darauf, dass man auch im Mittelfeld die Räume dicht macht, und zwar schon ab der Mittelauflage oder davor. Erobert man den Ball, dann kann es sehr schnell gehen und man ist in der Offensive. Die Idee ist es also, von der Offensive bis zur Defensive den Gegner in seinen Möglichkeiten einzuschränken, wobei man als ganze Mannschaft auftritt.
Damit gibt es einen Unterschied zu früherer Spielauffassungen, wonach die Stürmer für das Schießen der Tore und die Abwehrspieler für die Verteidigung zuständig waren. Beim Catenaccio beginnen schon die Stürmer zu verteidigen. Und wenn man sich das überlegt, findet man diese Überlegung heute bei fast jeder Mannschaft so vor.
Die Taktik im Fußballspiel teilt sich in prinzipielle Spielweisen und in die Taktik basierend auf das verwendete System. Bei der Spielweise unterscheidet man die defensive Spielweise und die offensive Spielweise als genaues Gegenteil. Bei der Defensive wird auch gerne vom in Italien entwickelten Catenaccio gesprochen. Statt defensiv und offensiv formuliert man auch gerne tief stehen sowie als Gegenteil hoch stehen. Dazu passt auch das Vier-Phasen-Modell nach Louis van Gaal und andere Ideen, die durch die Taktik Entwicklung eingeführt wurden.
Generell spricht man von der Spielanlage und meint damit, wie eine Mannschaft auftritt. Bei 4-4-2 kann man sowohl offensiv als auch defensiv agieren. Die Spielanlage entscheidet, wie man wirklich auftritt.
Über die Spielweise hinaus ist die Aufstellung und das verwendete System relevant. Der alte Klassiker war das System 3-5-2 mit Libero und Vorstopper. Daraus wurde das heute gültige System 4-4-2 mit der Viererkette. Das System hat viele Ergänzungen erfahren wie das System 4-1-4-1 mit nur einer echten Spitze. Eine Variante ist das System 4-2-3-1 mit zwei Sechser vor der Abwehr.
Seltenere Systeme sind das sehr offensive System 4-3-3, wie die Niederlande dies gerne zeigt. Äußerst ungewöhnlich ist das System 4-6-0 ohne echter Sturmspitze. Das zeigte Spanien erstmals mit der Nationalmannschaft. Extrem defensiv ist die griechische Variante mit dem System 5-4-1. Auch seltener gespielt wird die Weihnachtsbaum-Lösung als System 4-3-2-1.
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